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Unser Ego - Gewinne den wichtigsten Kampf deines Lebens

Kaum ein Begriff wird so unterschiedlich verwendet wie der des Egos. Im allgemeinen Sprachgebrauch oft mit einem negativen Beigeschmack. Dabei geht es immer, dem lateinischen Ursprung entsprechend, um das Ich, das Selbst eines Menschen, wenn auch in verschiedenen Tiefen und Ausprägungen. Um das, wie wir uns selbst sehen. Um unser Selbstbild als Träger unseres Denkens und Handelns. Unsere Identität aus Werten, Vorstellungen und Zielen. Unser Ego bestimmt, wie wir leben, wie wir uns verhalten. Was wir denken und wie wir uns fühlen.



Hast du dich schon einmal dabei ertappt, wie du die Eigenschaften, die Entscheidungen oder das Verhalten eines Menschen ganz lapidar auf sein Ego reduziertest? Dass du einen Menschen als egoistisch bezeichnetest? Und hast du das, was du als dein eigenes Ego bezeichnest, schon einmal hinterfragt?

Dein Ego bestimmt, wie Du lebst, wie Du Dich verhältst. Was Du denkst und wie Du Dich fühlst.
 

OHNE EGO GEBOREN

Geschützt im Bauch unserer Mutter bildete sich unsere Materie. Aus den Genen unserer Vorfahren. Mit grundlegenden, eher technischen Fähigkeiten und Empfindungen wie Hunger und Durst, dem Drang nach Bewegung. Mit Reflexen, die unser Überleben nach der Geburt sichern. Saug-, Schluck- und Greifreflexe sind nur einige davon. Nach der Geburt reagierten wir instinktiv auf Reize, um uns selbst zu schützen. Alles, was wir taten, diente einzig und allein der Befriedigung unserer Bedürfnisse. Völlig unvorbelastet starteten wir unseren Weg durchs Leben. Entwicklungspsychologen bezeichnen diese Phase der ersten Lebensmonate auch als vorsoziale Stufe.

Als kleine Kinder unterhielten wir uns oft stundenlang mit unserem inneren Selbst, mit unserem Unterbewusstsein. Gaben ihm einen Namen, spielten miteinander. Wir waren uns sicher, dass die Welt genau so ist, wie wir sie mit unseren Augen sahen. Liebten uns selbst, jeden und alles um uns herum. Waren vereint mit allem. Mit den Menschen, der Natur, dem Universum. Gingen mit unserem Urvertrauen in das Gute neugierig, achtsam und offen auf alles für uns neue zu.

Ganz unbewusst trugen wir die fünf hawaiianischen Aloha-Grundregeln in unserem Herzen. Waren verbunden mit unserem inneren Selbst.

 

UNSER EGO NIMMT GESTALT AN

Ganz langsam, Stück für Stück wurden wir uns selbst bewusst, entwickelte sich unser Ego.

Wir nahmen immer stärker eine Verbindung zwischen uns und unserem Namen wahr, begannen, uns mit uns selbst zu identifizieren. Wir lernten, dass andere Namen zu anderen Menschen gehören, begannen, uns von anderen abzugrenzen. Nur unsere eigenen, körperlichen Bedürfnisse waren wichtig. Vornehmliche Aufgabe unserer Eltern und Bezugspersonen war es, uns zu dienen.

Zunehmend erkannten wir, dass einige der Menschen in unserer Umgebung unsere Bedürfnisse befriedigen können und wollen. Ganz opportunistisch begannen wir, diese Menschen als Mittel zum Zweck einzusetzen. Wenn wir Hunger hatten, brüllten wir. Denn dann gab es Essen. War die Windel zu voll und schwer, dann brüllten wir. Und schon gab es eine neue. Wenn wir spielen statt schlafen wollten, brüllten wir. Denn dann kam jemand und nahm uns auf den Arm, beschäftigte sich mit uns. Egal ob Tag oder Nacht. Unsere Eltern und Bezugspersonen wurden wahre Künstler darin, zwischen der Befriedigung echter Bedürfnisse und überzogenen Forderungen zu unterscheiden, Grenzen zu setzen. Oder auch nicht...

Immer stärker richteten wir dabei intuitiv unser Denken und Handeln an dem unserer Eltern und Bezugspersonen aus. Wir fühlten uns ihren Werten zugehörig, ordneten uns in das Gefüge unserer Familie und unserer Umgebung ein. Es war für uns eine Frage des Überlebens. Wir entwickelten das soziale Bedürfnis, zu unseren Eltern und Bezugspersonen zu gehören, damit diese Menschen auch weiterhin unsere körperlichen und die sich immer stärker entwickelnden sozialen Bedürfnisse befriedigen. Unsere Eltern unterstützten uns so gut es ihnen selbst möglich war in dieser wichtigen Entwicklung. Meist eher unbewusst durch ihr eigenes Denken und Handeln.

Im Idealfall aber auch ganz bewusst, indem sie uns halfen, unsere eigenen sozialen und kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln. Indem sie Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, Vorstellungskraft und Kreativität förderten. Und indem sie uns Orientierung, aber auch Raum zur Selbstbeobachtung und eigenverantwortlichen Gestaltung unseres Lebens gaben.

Wir nahmen uns selbst immer intensiver wahr, grenzten uns stärker von anderen ab. Entwickelten eigene Standards und klare Vorstellungen davon, wie sich unserer Meinung nach Menschen zu verhalten und Dinge zu laufen hatten. Basierend auf dem, was uns unsere Eltern und Bezugsper-sonen mit auf den Weg gaben. Uns selbst und andere kritisch analysierend, im Idealfall verschie-dene Perspektiven einnehmend auf der immerwährenden Suche nach Begründungen für unser Verhalten und das anderer Menschen. Gipfelnd in der Pubertät nabelten wir uns immer stärker vom Einfluss unserer Eltern ab. Andere Bezugspersonen wurden wichtiger, nahmen Einfluss auf unsere Werte, auf unser Denken und Handeln.

Inzwischen halten wir uns für voll entwickelte Menschen mit einer ausgeprägten Identität aus Werten, Vorstellungen und Zielen. Mit unserem ganz eigenen Ego.

 

Wir sind wie wir sind

Doch: Wissen wir wirklich, wie wir sind? Wie ist unser Ego, unser Ich, unser Selbst oder wie du es auch nennen magst? Sind wir das, was uns von uns selbst bewusst ist? Ist es unser Selbstbewusstsein, was unser Denken und Handeln lenkt? Oder ist da noch mehr, eine Art „inneres Geheimnis“?

Unumstritten ist, dass wir viele kleine, manchmal auch große, für unser Leben entscheidende Dinge ganz unbewusst tun. Aus unserem Unterbewusstsein heraus. Doch gibt es da noch etwas, was unsere Persönlichkeit, unser Ego, beeinflusst? Etwas, das tief in uns steckt, das wir weder bewusst noch un- bzw. unterbewusst erfassen können?

Durch den Einfluss von außen verloren wir den Kontakt zu unserem inneren Selbst. Wie oft wurden wir in unserem Tatendrang gebremst durch Sätze wie „Das kannst du nicht.“, obwohl wir davon überzeugt waren, es zu können? Wie oft hörten wir „Das darfst du nicht.“ oder „Das macht man nicht.“ ohne zu erfahren, warum? Wie oft wurden unsere Verständnisfragen abgetan mit einem „Das verstehst du (noch) nicht.“? Wie oft wurden wir mit einem „Das musst du aber lernen.“ aus unseren Spielen gerissen und zu immer höheren Leistungen angetrieben?

Was unsere Eltern verboten, erlaubten die Großeltern. Oder schlimmer noch: Wenn Mama nein sagte, gingen wir eben zu Papa. Und umgekehrt. Im Kindergarten, in der Schule und im Sportverein galten wieder ganz andere Regeln. Einig waren sich aber alle darin, dass aus uns einmal eine bedeutende Architektin oder ein Bauingenieur wird, weil wir doch am liebsten mit Bausteinen spielten. Oder dass wir einmal ein guter Anwalt oder Arzt, Politikerin oder Vorstandsvorsitzende eines DAX-Unternehmens werden, weil ein oder gar beide Elternteile welche sind.

Unser Selbstbild besteht auch Jahre später in seinen Grundfesten aus dem, was uns unsere Eltern und Bezugspersonen als Kinder und Jugendliche erleben und erfahren ließen.

Aus den alten Regeln, Normen und Werten. Wir werden in einen Schubkasten einsortiert. Und lassen es zu. Merken oft nicht einmal, dass es passiert, sondern richten uns gemütlich in diesem vermeintlich sicheren Kasten ein.

Wie oft scheuen wir noch heute vor Neuem, Unbekanntem zurück? Mit der Sorge, wir könnten oder dürften es nicht, würden es vielleicht nicht verstehen. Wie viele von uns sind zwar von außen betrachtet erfolgreich, aber doch nicht glücklich? Stecken in einer Lebenssituation, die sie eigentlich gar nicht wollen. Und bleiben dadurch nicht nur weit hinter dem zurück, was sie eigentlich könnten. Sondern versperren sich selbst den Weg in ein wirklich glückliches Leben.

Vielen von uns fehlt das aktive Bewusstsein dafür, dass unsere eigenen, manchmal durchaus getrübten Wahrnehmungen unsere Sicht auf die Welt und unser Leben prägen. Wir treffen so oft Entscheidungen, bilden uns Urteile über andere Menschen und deren Entscheidungen, ohne unsere meist recht eingefahrenen Sichtweisen zu hinterfragen. Ohne sich scheinbar widersprechende Ansichten in ein großes Ganzes zu integrieren.

Wir haben leider verlernt, auf unser Selbst zu hören.

 

Glücklich ist, wer sein Leben lebt, wie er es sich vorstellt. Nicht, wie andere es von ihm erwarten.

Du hast einen Job mit einträglichem Gehalt? Einen attraktiven, intelligenten Partner? Eine intakte Familie mit wohlerzogenen Kindern? Eine tolle Wohnung oder gar ein eigenes Haus? Alles in deinem Leben scheint perfekt zu sein.

Viele beneiden dich darum. Doch du selbst hast das Gefühl zu ersticken, in einer Falle zu sitzen?

Du versuchtest, aus deinem alten Leben auszubrechen? Dich von vermeintlichen Zwängen zu befreien? Suchtest dir einen neuen Job, eine neue große Liebe? Und musstest nach der anfänglichen Euphorie feststellen, dass du trotzdem nicht wirklich glücklich bist?

Dein aktuelles Selbstbild hindert dich daran, dein wahres Ich zu erkennen. Und glücklich zu leben. Wann immer dein Ego an Grenzen gerät oder auch nur leicht kritisiert wird, fühlt es sich angegriffen, gar verletzt. Die negativen Gefühle gehen auf dich über, vermiesen dir den Tag. Du gehst in die Verteidigung, drehst an ein paar Schrauben und glaubst, damit den Zustand des großen Glücks zu erlangen. Ganz so, wie es dein Ego möchte.

Dein wahres Ich zieht sich immer weiter zurück, verkümmert. Was in der Kindheit durch den Einfluss von Eltern und Bezugspersonen, im Kindergarten und in der Schule begann, setzt sich auch im hohen Alter fort.

Die Schlüssel zum wahren Ich – und damit auch zum Glück – sind Selbstliebe und Urvertrauen.

So lange du nicht zu dir selbst findest, wirst du auch nicht glücklich sein. Egal ob Wirtschaftsgröße oder Hausfrau, Mönch oder Lebemann, Universitätsprofessor oder Aussteiger.

Erst wenn du deine wahre Bestimmung, deinen wahren Lebensplan gefunden hast, wirst du morgens mit Spaß und Liebe aus dem Bett steigen, dich freuen, dass ein neuer Tag beginnt.

Gib deinem wahren Ich, deinem Selbst Bedeutung. Bringe dein Ego mit ihm in Einklang.

Voraussetzung dafür ist, dass du durch das Kennenlernen deines Selbst mit Namen und Gestalt, durch bewusstes Wiederverbinden deines Egos mit deinem wahren Bewusstsein dein wahres Ich wieder findest.

Sicher geht das nicht von heute auf morgen. Du brauchst dafür Geduld und Kraft. Musst immer wieder in dich hinein spüren, ehrlich zu dir selbst sein, positive wie negative Gefühle, gar Rückschläge zulassen.

Gehe raus aus deiner Komfortzone. Probiere etwas Neues. Tu Dinge, die du noch nie getan hast. Verwirre dein Ego, damit es deine wahren Gedanken und Gefühle nicht einfach überlagert. Verlasse nach und nach dein Schein-Ich, die große Illusion. Und finde dein wahres Ich.

Geh zelten oder buch dir eine Übernachtung in einem 5-Sterne-Hotel. Schlaf am Strand oder auf einer Waldlichtung unter freiem Himmel. Lerne dich selbst wieder kennen, zum Beispiel in einer geführten Meditation.

Schlucke alle Ausreden herunter, die dir gerade einfallen. Lass dein altes Bild von dir nach und nach fallen. Warte nicht damit, bis dir eine ernsthafte Erkrankung oder eine Midlife-Crisis völlig den Boden unter den Füßen wegzieht.

Achte aber bei allem was du tust darauf, nicht die Gefühle anderer Menschen, deines Partners oder deiner Kinder zu verletzen. Hinterlasse keine verbrannte Erde.

Doch bitte tu dabei nichts völlig unüberlegtes. Versuche nicht gleich, den Mount Everest zu besteigen, wenn du keine dreißig Minuten am Stück joggen kannst.

Tu etwas aus deinem Inneren heraus. Viele wollen frei sein, kaufen sich ein Wohnmobil oder ein Haus auf Mallorca, wenn es sich nur irgendwie finanzieren lässt. Doch glaub mir: Am Anfang genügt es, ein Wohnmobil zu leihen oder ein Haus zu mieten. Oder eine Harley Davidson, um als Easy Rider die Route 66 entlang zu cruisen...

Bitte hinterfrage, was du wirklich willst. Lass dich, gerade bei großen, weitreichenden Entscheidungen, nicht von deinen ersten Gedanken und fixen Ideen überrumpeln.

 

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